Mit über 20 Jahren Paddelerfahrung auf offener See kann Ulla auf viele tausend Seemeilen in ihrer Baidarka zurückblicken.

Dennoch entstand die Idee, sich einen zu ihrem Boot passenden Sonnenschutz anzufertigen, erst viel später – quasi aus einer Laune heraus – inmitten einer angeregten Diskussion unter Bootsbauern.

Ein „chagudax“ (das „x“ wie „ch“ im Wort „Dach“ gesprochen) ist eine traditionelle hölzerne Kopfbekleidung der Aleuten, mit denen sich die Seehundjäger beim Paddeln vor dem Blenden durch die tief stehende Sonne des hohen Nordens schützten.

Zurück zu den angeregt diskutierenden Bootsbauern: Die Werkstatt ist nur wenige Meter entfernt, so vergehen keine fünf Minuten vom zündenden Geistesblitz bis zum Skizzieren der Hut-Schablone! Mangels eines passenden Massivholzstückes, entscheiden wir uns, den „chagudax“ nicht aus dem Vollen zu schnitzen, sondern materialsparend zu biegen, d.h. wir fertigen einen so genannten „bentwood visor“.

Aus der fixen Idee wird rasch handwerklicher Tatbestand - unterstützt durch die darüber liegende Museumsbibliothek mit ihren völkerkundlichen Sachbüchern und einschlägigen Ausstellungskatalogen.

Der Bau – obwohl ein Erstlingswerk – gestaltet sich unter Beachtung einiger Holzbearbeitungs-Grundlagen recht einfach.

Wir lassen hier einige Bilder für sich sprechen.

Der Löwenanteil des für die Herstellung des schmucken Hütchens benötigten Zeitaufwandes liegt sprichwörtlich im Detail:

Der Holzrohling wartet geduldig, bis er endlich mit den Umrissen des aufzutragenden Musters versehen wird.

Nun ist Ullas Geduld und stählernes Nervenkleid gefragt: Scheinbar nicht enden wollende Trennlinien zwischen den einzelnen Farbflächen verzeihen kein Zittern der pinselführenden Hand!

Irgendetwas fehlt noch, das gewisse Etwas, der kleine „Aha“-Effekt, was auch immer...

Wie und wer es war, weiß jetzt niemand mehr – nur, das es DIESES Tier als Symbol sein sollte, dann lag schon ein Stück Speckstein auf der Dekupiersäge. Wie von Geisterhand geführt, entstand unter Ullas Fingerspitzen ein Robbenköpfchen. Zehn, vielleicht auch fünfzehn Minuten, dauerte dieses Rätsels Lösung bis zur Fertigstellung. Dann geht die kleine Skulptur in die Gluthitze eines Emaillierofens, um etwas mehr an Härte zu gewinnen.

Was nun folgt, sind Detailarbeiten. Die endgültige Fertigstellung mit all den Verzierungen am oberen Rand, die diese „chagudax“ auszeichnen, steht derzeit noch aus. Dennoch bietet diese traditionelle Paddler- Ausrüstung der Aleuten bereits in diesem Zustand einen tollen Anblick!

Ein nicht alltägliches Bauprojekt, das allen Beteiligten einen großen Spaß und viel Freude bereitete: Dem geneigten Leser und Bildbetrachter ist es sicher nicht entgangen, daß sich inzwischen weitere „chagudax“ im Bau befinden...


Wer mehr über die arktischen Paddelboote erfahren möchte, wird hier fündig: Kajak-Modelle der Arktis.


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chagudax - die Schirmkappe der Aleuten

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Der Anfang ist gemacht!

In geselliger Runde...

In die zukünftige Form gezwungen

Einsetzen der „Augen“

Anzeichnen und Einteilen der Musterflächen

Wässern und Erhitzen des Rohlings

Ein erster Farbeindruck entsteht

Im Härteofen

Bildhauer-Exkurs

Im Endspurt...

Unterseite mit Kopfpolster und Riemen

glückliche Robbe