Kurzum, es handelt sich hier wieder einmal um das bekannte Kanu „Ojibway“.

Doch diesmal um ein ganz besonderes. Dieses Kanu war das zweite von mir gebaute Kanu dieses Typs, doch es wurde diesmal in einer Länge von etwa 5,6m und in Lärchenholz gebaut. Dazu erhielt es 4 handgeflochtene Sitze. Sitzrahmen,Querhölzer und Weger waren allesamt aus Eiche.

Dieses Kanu wurde nach seiner Fertigstellung im Jahre 2002 ins Mecklenburgische an seinen neuen zukünftigen Besitzer ausgeliefert.

Wenige Tage später stand eine Spedition mit ebendiesem Kanu wieder an meiner Werkstatt-Tür.

Was war geschehen?

Ein kurzer Blick auf die sehr ramponierte Verpackung verhieß nichts Gutes...

Versicherungsfall: Durch Speditionsbeauftragten (im Fußmarsch das Kanu auf längerer Strecke hinter sich her schleifend) den 2 cm starken Eichensteven auf 15 cm Länge weg “radiert“ sowie durch Aufschlag an Rampenkante ein auf über 1,5m Länge eingekerbter Rumpf.

Ärmel hochgekrempelt und teilweiser Neuaufbau, gefolgt von einer Profilackierung in der Spritzkabine einer renommierten Lackiererei, die ansonsten nur hochkarätige Sportkarossen mit neuem Finish versieht.

Klasse - das Kanu lag nun da wie in Glas gegossen, glänzend und makellos. Auch von meinen Reparaturen waren nur noch feine Haarlinien im Holz zu sehen.

Der neue Eigner freute sich zu Recht.

Das Kanu ging Freitagabend aus der Werkstatt...

... und kam am Samstagabend wieder.

Ein kurzer Blick auf das Kanu verhieß ebenso wenig Gutes wie beim letzten Mal.

Ein Deja-vu?

Angesichts der Tatsache, daß der Boden an einigen Stellen eingedrückt und eine Sitzbefestigung herausgerissen war, wohl kaum.

Lediglich der hochwertige PU-Lack hielt sein Versprechen: Trotz Glasbruch auf der Innenseite und cm-tiefer Einkerbungen auf der Aussenseite, war er weder gerissen noch hatte Kratzer abbekommen!

Auch diese Schäden wurden behoben und danach das Kanu aus den Augen verloren.

Etwa 12 Jahre später ereilte mich ein Anruf, daß ein Kanu instand zusetzen sei.

Was wundert es mich noch, als ich dasselbe Kanu wieder in meiner Werkstatt hatte, um die Spuren der Zeit und des unerbittlichen Sonnenlichtes mit seinen harten UV-Strahlen zu beseitigen?

12 Jahre bei Wind und Wetter und ungeschützt im Freien – dazu Zeiten intensiver Nutzung – sprechen ihre Sprache. Die Natur hatte bereits begonnen, das Kanu für sich zu erobern:

Zuerst  musste ein Belag-Mix aus Flechten, Algen und Moos entfernt werden, dabei fielen letztendlich die von Schimmelpilzen befallenen seitlichen Persenning-Spannleisten dem Stechbeitel und der Schleifmaschine zum Opfer.

Ergebnis dieses Outdoor-Langzeittests: Durch die beflissene Ansiedelungspraktiken der Flechten wurde die Lackierung darunter regelrecht „gecrackt“ und das Epoxydharz aus dem Gewebe herausgelöst. Bewährte Methode: Schleifen und abermals schleifen und einen Schichtneuaufbau durchführen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die schwarz verfärbte Eiche – nun  mit Epoxydharz und Polyurethan getränkt – verleiht dem Kanu einen tollen „antiken“ Touch. Dagegen optisch nicht wieder  rückgängig zu machen: Die leuchtenden Farben der Edelhölzer, die in all den Jahren ihre Farbintensität verloren hatten. Dafür besticht die Lärche heute mit sattem orange-braunen, jahrelang im Sonnenlicht „gereiften“ Feuer!

Dann bei der Übergabe die unvergesslich-schöne Begebenheit: Das strahlende Gesicht des stolzen Besitzers!


Auf ein Neues? Ich hoffe nicht. ;-)



Das Kanu (Modell „Ojibway“) in Zahlen:

Länge: 5,57m

Breite: 0,88m

Gewicht: ca. 37 Kg

Zuladung: 4 Personen mit Gepäck

Rumpfschale in Lärche, Zierleisten in Schwarznuß und Wenge.

Steven, Weger, Querverbände und Sitzrahmen in Eiche.

Leistenbau mit tragender Glasgewebe-/ Epoxydharzbeschichtung. UV- und Abriebschutz: PU.

Sitzrahmen, Querverbände und Weger-Oberseite: Mit Hartöl behandelt.



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Die Leben eines jungen „Ojibway“

Die Geschichte einer Wiederinstandsetzung

Beinahe geschafft!

Sorgfältiger Lackauftrag

Entfernen der maroden Aussenschicht

In Ehren ergrauter Sitz

Alter Bekannter ;-)

Runter bis aufs Holz!

Vom Zahn der Zeit zerfressen

Eichenleisten-Relikte

Vom einstigen Glanz keine Spur zu sehen

Der Viersitzer in alter Frische!